
Die Galápagos-Inseln – 13 Inseln plus etliche kleinere Inseln inmitten des pazifischen Ozeans, 1000 km von der Küste Ekuadors entfernt. Im Jahre 1835 bereiste Charles Darwin dieses Archipel und entwickelte aufgrund dessen, was er hier vorfand, seine Ideen zu seiner Jahre später veröffentlichten und bis heute berühmten Evolutionstheorie. Auf den Inseln, die zu 97 % aus Nationalpark bestehen, existiert eine einmalige Fauna und Flora, die so nirgendwo anders auf der Welt zu finden ist. Und Mike und ich hatten beschlossen, tief in die Tasche zu greifen, weit über unser Reisebudget hinauszugehen und zehn Tage auf den Inseln zu verbringen. Es war mit das beste Geld, das ich jemals ausgegeben habe.
Es gibt zwei Wege, die Galápagos-Inseln zu bereisen. 1. Möglichkeit: Man bucht eine „Kreuzfahrt“. Dabei variieren die Schiffe zwischen den großen teuren und luxuriösen Kreuzfahrtschiffen, mittleren Preisklassen sowie den billigsten Booten, auf denen lediglich um die zehn Passagiere Platz finden. Wenn ich „billig“ sage, ist das jedoch als billig im weiteren Sinne zu verstehen. Denn eine 8-tägige Tour (die einzige Tour, bei der man so gut wie alle Inseln zu Gesicht bekommt) kostet im bestmöglichen Fall 1500 US$ – ohne Flug (ca. 400 US$) und Eintritt für den Nationalpark, der bei Ankunft auf den Galápagos-Inseln zu bezahlen ist (100 US$). 2. Möglichkeit: Man erkundet die Inseln auf eigene Faust. Es gibt vier Inseln, die für Individualreisende zugänglich sind: Isla Santa Cruz (Die „Hauptinsel“), Isla Isabela (die Größte der Galápagos-Inseln), Isla San Cristóbal und Isla Floreana. Boote verkehren zwischen diesen Inseln, sodass man für ein paar Tage auf jeder Insel bleiben kann. Von dort aus kann man dann zum Beispiel Schnorchel-Trips buchen. Mike und ich entschieden uns für die 2. Möglichkeit. Denn obwohl ich liebend gern alle Inseln und somit Teile des Archipels zu Gesicht bekommen hätte, die man als Individualreisender niemals sieht, so waren 2000 US$ leider meilenweit von unserem Budget entfernt und einfach nicht machbar.

Also fuhren wir von Peru aus nach Guayaquil, der zweitgrößten Stadt Ekuadors. Dort gibt es wirklich absolut nicht Interessantes zu sehen und so buchten wir unseren Flug zu den Galápagos-Inseln für den übernächsten Tag. Am Flughafen wurden unsere Backpacks komplett durchleuchtet, da viele Dinge wie Früchte, Körner, tierische Produkte, etc. nicht mit auf die Inseln gebracht werden dürfen, um deren Fauna und Flora zu beschützen. Bei unserer Ankunft in Baltra, der Nordinsel der Insel Santa Cruz, zahlten wir dann unsere 100 US$ Eintritt für den Nationalpark. Durchaus mit Frustration in der Brust, da auch hier (wie in einigen anderen Teilen Südamerikas) der Ausländer einmal wieder im Nachteil war. Denn während wir 100 US$ hinblättern mussten, zahlten Südamerikaner lediglich 50 US$ und Ekuadorianer lachhafte 6 (!) US$. (Nicht, dass wir als Ausländer eh schon mehr Geld für diese Reise aufgrund der weiteren Anreise gezahlt haben…) Aber was soll´s, ärgern bringt ja auch nichts. Ein Bus brachte uns vom Flughafen zum Bootssteg, dann ging es fünf Minuten lang mit dem Bus über den Ozean von der Nord- zur Südinsel und dann mit einem weiteren Bus nach Puerto Ayora, einer kleinen Stadt am Hafen. Von hier aus machten Mike und ich uns dann auf einen kleinen Marathon: Wir gingen von Reiseagentur zu Reiseagentur und versuchten unser Glück mit Last-Minute-Kreuzfahrten – denn so ganz hatte ich die Hoffnung auf eine 8-tägige Kreuzfahrt noch nicht aufgegeben. Doch es war hoffnungslos, das günstigste Angebot war noch immer 1500 US$. Also entschieden wir uns schlussendlich, die Inseln auf eigene Faust unsicher zu machen. Wir planten mit einer Reiseagentur unsere Tage durch, buchten Boote zu den verschiedenen Inseln und entschieden uns für drei unterschiedliche Schnorchelausflüge. Nachdem alles gebucht und gezahlt war, fragten wir Betty (die Inhaberin der Reisegagentur), ob sie günstige Hostels auf den verschiedenen Inseln kennen würde und so gab sie uns Namen von den billigsten Unterkünften. Zudem bot sie uns an, uns ihr Gästezimmer in ihrem Haus für 10 US$ pro Person zu vermieten. Wir nahmen dankend an, denn der gängige Preis auf der Insel war 15 US$. Ein weiterer Pluspunkt: die Essenspreise. Denn die waren in der Umgebung,in der sie wohnte, sehr viel günstiger als in der Touristengegend am Hafen. Ihr seht: Wir sparten, wo wir nur konnten, um unserem Budget pro Monat nicht zu weit zu entfliehen. Und es funktionierte. Am Ende der zehn Tage hatte ich inklusive Flug und Eintritt zum Nationalpark mitsamt aller Übernachtungen, Ausflüge und Ausgaben auf den Inseln knapp 900 US$ weniger ausgegeben, als wenn wir eine Kreuzfahrt gemacht hätten.

Wie war es also? Absolut fantastisch! Wir haben Dinge gesehen, die ich in meinem Leben noch nicht gesehen habe, wovon es vieles nirgendwo anders auf der Welt zu sehen gibt. Einzigartige Strände, wackelige Bootsfahrten auf riesigen Wellen, Wandern durch die Highlands, Klettern durch Lavatunnel und Schnorcheln im pazifischen Ozean. Aber das Highlight für mich waren die Tiere! Ich fange einmal mit den Seehunden an. Ich, die schon auf einer Schiffsfahrt nach Föhr total begeistert ist, wenn ich Seehunde auf einer weit entfernten Sandbank entdecke, war hin und weg, was sich mir auf den Galápagos-Inseln bot: Seehunde, wohin man nur sieht. Sie sind im Wasser und am Land, chillen an Stränden und auf Bänken in der Stadt. Und zwar nicht vereinzelt, sondern in Scharen. Aber wehe, man kommt ihnen allzu nahe, dann fauchen sie und zeigen ihre Zähne. Neben den Seehunden findet man aber noch etliches anderes Getier an Land vor: Meeresechsen (diese gibt es nirgendwo anders auf der Welt), andere etliche Art von Echsen, Krebse in allen verschiedenen Farben, Pinguine, Flamingos, Pelikane, tausende andere Arten von Vögeln wie z.B. die endemischen Darwin-Finken, Landschildkröten in klein und in sehr, sehr groß, etc. etc. etc. Man läuft den Strand entlang und vor einem sonnt sich ein Seehund, auf ihm sitzt ein Finke, ein Meter von ihnen entfernt liegt eine Meeresechse – der Wahnsinn. Und man gewöhnt sich so schnell daran. Während ich die ersten Tage noch regelrecht ausgeflippt bin, wenn ich mal wieder einer Meeresechse oder einem Seehund begegnet bin, so wurde es nach einer Zeit schon ganz normal und Teil des Alltags.

Meine absoluten Höhepunkte unseres Galápagos-Trips waren aber mit Abstand unsere Schnorchelausflüge. Die, die mich kennen, wissen, dass ich zwar einen Heidenrespekt vor dem Ozean habe, dieser mich aber gleichermaßen total fasziniert. Ich hatte zudem vorab erfahren, dass man ohne tauchen gehen zu müssen (denn das ist dort ziemlich teuer) viele Tiere schon beim Schnorcheln entdecken kann. Mit dementsprechenden Erwartungen bestieg ich also das Boot unseres ersten Schnorcheltrips – und wurde nicht enttäuscht. Wir fuhren zwei Stunden zu der alleinstehenden Insel Santa Fé, sprangen ins Wasser, steckten den Kopf ins Wasser – und wurden von einer Seehundmama mit ihren Seehundkindern begrüßt. Die Seehunde wirbelten im Wasser herum, schwammen zielgerichtet auf uns zu und drehten sich in letzter Minute zur Seite. Umrundet von spielenden Seehunden – was für ein Wahnsinn. Die Tatsache, dass man sich in ihrem Lebensreich befindet, wo sie und nicht der Mensch das Sagen haben und diese Tiere einen trotzdem respektieren und sogar mit einem spielen – ein Gefühl, das sich schwer in Worte fassen lässt. Obwohl mir teilweise doch etwas mulmig zumute war, wenn die Seehunde rasant auf einen zu schwammen und dabei ihre Zähne zeigten – die ganz schön spitz sind. Nach einer halben Stunde hieß es „Raus aus dem Wasser“ (ich war natürlich die letzte, die das Boot bestieg 😉 ) und wir fuhren zu einer anderen Bucht. Dort sonnten sich Seehunde, Echsen, Pelikane und Krebse nebeneinander auf den Felsen. Unter Wasser sah man, neben den etlichen Arten von bunten Fischen, wieder tauchende Seehunde. Diesmal hatte ich aber keine Augen für die Robben: denn ich hielt ein wenig ängstlich, aber auch fiebernd Ausschau nach den Haien, die es in dieser Bucht geben sollte. Ich guckte, schwamm und guckte – aber ich konnte keine entdecken. Stattdessen sah ich plötzlich einige Meter unter mir zwei Rochen entlang schwimmen – auch nicht schlecht.

War ich schon von diesem Schnorcheltrip total begeistert, haute mich unser nächster Trip ins blaue Etwas total von den Socken. Wir fuhren mit dem Boot in die sogenannten „Tunnel“ hinein: eine riesige Steinformation, die aufgrund von Erdbewegungen zu einer Art Tunnellandschaft über Wasser wurde. Auf den Felsen sahen wir neben Pinguinen die sogenannten Blaufußtölpel, ein tropischer Meeresvogel mit blauen Füßen. Unter Wasser schwommen wir durch die Tunnel hindurch und entdeckten Seepferchen, die an Pflanzenstengeln unter Wasser sich langsam hin und her bewegten. Dann ging es zum zweiten Schnorchelspot – hier wurden uns Meereschildkröten und Haie versprochen. Wir schnorchelten los und begegnetem einen riesigen Schwarm von rochenähnlichen Fischen (deren Name ich aber komplett vergessen habe 😉 ) Dann hieß es von unserem Reiseführer „Folgt mir“ und wir schwammen zu einer Höhle. Ich hielt die Luft an, unser Guide drückte mich tief ins Wasser, sodass ich in die Höhle schauen konnte – und da waren sie: Haie. Fünf bis sechs Weißspitzen-Riffhaie ruhten dort im Dunkeln, bewegten sich nicht und alles, was leuchtete, waren ihre Augen. Dieser Moment war einzigartig – so unglaublich und gruselig zur selben Zeit. Nach ein paar Sekunden wurde mir bewusst, was ich dort eigentlich sah: Haie, nur wenige Meter von mir entfernt, ich in ihrem Terrain – und ich riss meinen Blick los und schwamm wieder an die Wasseroberfläche. Überwältigt von dem, was ich gerade gesehen hatte, schwammen wir einige Meter weiter und warteten im Wasser, während unser Reiseführer etwas murmelte und zu einer anderen Steinformation ein paar Meter weiter schwamm. Ich steckte meinen Kopf wieder unter Wasser – und sah plötzlich einen (für mich riesig aussehenden, aber bestimmt mindestens zwei Meter langen) Hai direkt unter Mike entlang schwimmen, nur Zentimeter von ihm entfernt. Ich hob den Kopf, keuchte „Mike, da ist ein Hai direkt unter dir“, (er hatte ihn schon lange entdeckt) und schaute dem Hai dann zu, wie er davon schwamm. Was für ein surrealer Moment! Ein Hai, zentimeternah entfernt! Wir machten uns auf zu einem anderen Teil der Bucht und während ich versuchte mich von meinem Schock/Freude zu erholen, schwammen plötzlich noch drei weitere Haie an uns vorbei. Unglaublich. Im nächsten Teil der Bucht angekommen, sahen wir dann das letzte Tier, das noch ganz weit oben auf meiner Wunschliste stand: eine riesige Meeresschildkröte. Und zwar ganz schön nah, denn sie störte sich absolut nicht an der Handvoll Schnorchler, die sie umrundeten. Ich sah der Schildkröte einfach nur zu, wie sie im Wasser ihre Kreise zog und als sich dann noch eine zweite, genauso riesige Schildkröte zu ihr gesellte, dachte ich nur: besser kann das Leben doch kaum werden, oder?
Was für unglaubliche zehn Tage! Jeder, der einmal nach Ekuador reisen sollte und sich nicht sicher ist, ob er das Geld für die Galápagos-Inseln ausgeben soll oder nicht – TUT ES! Ich habe selten mein Geld für etwas besser ausgegeben. Und dann macht eine Kreuzfahrt. Ich war schon begeistert, was ich auf vier verschiedenen Inseln gesehen habe. Stellt euch vor, was ihr bei 13 Inseln sehen könnt? Zudem ist eine Kreuzfahrt glaube ich sehr viel entspannter, denn neben all den wunderbaren Dingen, die wir erlebt haben, gab es auch viele anstrengende Momente, in denen man kämpfen musste: um sein Geld im Hostel oder seinen bezahlten Platz im Boo; sich Sorgen machen musste, seinen Rückflug zu verpassen, weil auf dem Weg zum Flughafen alles so unglaublich langsam und unkoordiniert vorangeht; und auch weil die Südamerika manchmal einfach nicht die höflichsten und respektvollsten Menschen sind. All das bleibt einem bei einer Kreuzfahrt erspart.
Also: ab nach Ekuador, Kreuzfahrt in den Gálapagos-Inseln machen und entdecken, in was für einer einzigartigen Welt wir leben!



